Gefühle

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Jun 302007
 

vorgebloggt am Mi, 27.06.07

Abschied nehmen fällt schwer. Schon die letzten 14 Tage vor dem Umzug habe ich ziemlich getrauert. Immer wieder habe ich eine Pause gemacht, und auf dem Balkon einfach nur auf unseren sehr schönen grünen Innenhof geschaut, damit ich dieses Bild einfach nicht vergesse. Und dann natürlich die vielen Abschiede – dies zum letzten mal tun, denjenigen zum letzten Mal sehen. Besonders schwer fiel der Abschied von der Gemeinde.

Die Tage vor dem Umzug habe ich dann oft vor lauter Nervosität nicht mehr geschlafen. Ich kann dann morgens einfach nicht lange schlafen. Immer war ich schon um 5 Uhr wach, manchmal noch früher. Einmal habe ich ganze 2 Stunden geschlafen.

Am dem Mittwoch, an dem wir dann wirklich umgezogen sind, war ich ziemlich fertig. Körperlich und seelisch. Wir sind nachmittags gegen 14.00 Uhr losgefahren. Ich habe auf der Fahrt gar nix gemacht, nur mit offenen Augen vor mich hin vegetiert. Dass das eine echte Gnade war, wurde am nächsten Tag klar, denn sonst wäre ich wahrscheinlich vor Hibbeligkeit durch die Decke gegangen wegen PMS. Und hätte meinen armen Mann am Steuer und die ganze Familie damit angesteckt und die Fahrt wirklich zur Strapaze gemacht. War sie dann zwar auch, denn wegen etlicher Staus kamen wir erst kurz nach 10 in München an.

Dort mussten wir dann noch die Mäuse in der Wohnung abladen und noch ein, zwei kleine Dinge für den nächsten Tag vorbereiten, so dass wir erst nach 23 Uhr in unserem Hotel ankamen. Ich bin einfach nur ins Bett gefallen, meine Tochter auch bald, und die Männer haben sich noch auf einen Absacker in die Hotelbar verzogen, aber dann auch schnell Schluss gemacht.

Am nächsten Tag dann Aufregung. Würde alles klappen? Wir mussten schon früh los, konnten leider das wirklich tolle Frühstücksbüffet im Hotel nicht so ausführlich genießen, wie uns das Spaß gemacht hätte, und dann ging es bald Schlag auf Schlag mit dem Ausladen, den Überraschungen (ich berichtete) und so weiter.

Positiv war natürlich immer wieder unsere tolle Aussicht. Die lässt uns München schnell lieb gewinnen. %Herz %Herz %Herz Insgesamt haben wir fast Rundumsicht. Im Treppenhaus können wir den Blick über München genießen. Vom Balkon aus haben wir Aussicht über den Südpark und noch mehr Grün, von der Küche und vom Balkon (2. Richtung) sehen wir die Alpen.

Schwindel habe ich auch manchmal. Die derzeitige Tiefdruck-Wetterlage und ich denke auch die Anpassung an die 500 m mehr Höhe, die wir hier haben, sind wohl die Ursachen. Auch das ältere Pubertier klagt über Schwindel. Dagegen erzeugt bei mir die Höhe von 13 Stockwerken überhaupt kein Schwindelgefühl. Ich habe das Glück, schon immer schwindelfrei (im Sinne von Höhenschwindel) gewesen zu sein. Selbst vom Kölner Dom aus kann ich wunderbar runtergucken, ohne irgendwas zu spüren außer Faszination. Witzig fand ich, dass einer unserer Möbelpacker darüber klagte, dass ihm bei dem Anblick der 13 Stockwerke Tiefe schwindlig wäre, aber es sich trotzdem nicht verkneifen konnte, ab und zu mal ‚runterzugucken.

Männer in Latzhosen (ja, Inga, dieser Abschnitt ist extra für dich) gab es auch. Mehrere der Möbelpacker ließen wirklich ein Frauenherz höher schlagen. Da diese Jungs ja jeden Tag schwer schuften, hatten sie ganz schön Muckis zu zeigen. Und in Köln, das uns mit wahrhaft tropischem Wetter verabschiedete, zeigten zwei von ihnen dann auch noch ihre wahrhaft beeindruckenden Tattoos (die T-shirts hingen ziemlich schnell überm Treppengeländer). Einer von ihnen, der unsere Küche ausräumte, und mit dem ich ein wenig geschwätzt habe, erzählte, dass er zusätzlich noch Leistungssport mache. Man sah es seiner Figur an. Ich gucke gerne schöne Männer an. Nicht, dass ich da irgendeine Begehrlichkeit spüren würde. Nein, sie sind einfach ein schöner Anblick. Und meinetwegen dürfen sie ihre Klamotten gerne anbehalten… Gegessen wird bei mir grundsätzlich zu Hause.

Begeisterung löst bei mir der Münchner Himmel aus. Nicht weil es der Münchner Himmel ist. Ich glaube in Köln wäre es genauso schön. Aber aus dem 13. Stock hat man einfach einen viel besseren Blick nach oben. Der Himmel ist weiter, weil man bis zum Horizont gucken kann. Keine Häuserblocks begrenzen die Sicht. Und was gab es da in der knappen Woche, die ich jetzt hier bin, schon alles zu sehen: Gewitter, Sonnenschein, Regenwolken, die heranzogen, schöne Sonnenuntergänge, und Wolken, Wolken, Wolken in allen Farben und Formen. Von oben hat man einfach den besseren Überblick. Ich glaube, hier werde ich zum Wetterbeobachter und zum Himmelsfän.

Einen Durchhänger so richtig mit Heulen und allem hatte ich auch schon. In unserer neuen Gemeinde nahm man uns nur am Rande wahr. Abends grantelte der Wirt im Biergarten uns ziemlich an, und ich war an dem Tag sowieso schon extrem dünnhäutig. Das Chaos und die ständige harte Arbeit fordern einfach ihren Tribut. Den nächsten Tag war das Wetter ätzend, und ich sehnte mich einfach nach Köln zurück. Schon war ich am heulen. %heul

Mittlerweile geht es wieder besser, aber ich bin sicher, dass das nicht das letzte Mal war. Es muss eben alles verarbeitet werden, und so leicht lässt man seine Heimat eben nicht hinter sich. Ich bin sicher, dass für mich auch München bald eine Heimat sein wird, aber das dauert halt einige Zeit.

Auch die Freude kommt nicht zu kurz. Rumalbern mit der Familie, stolz sein auf einen Haufen ausgeräumter Kartons, die Nähe von Jesus, schöne neue Wohnung – es gibt genug, um sich daran zu erfreuen. Und wenn es nur das erste selbstgekochte Mahl in der neuen Wohnung ist. Doch dazu beim nächsten mal mehr.

Jun 272007
 

Wir sind umgezogen. Es stehen noch gefühlte hunderttausend Kisten in der Wohnung rum (in der Realität schätze ich so circa hundert), aber es lichtet sich. Ich habe eine Liste gemacht, auf der ich jeden Tag notiere, wieviele Kisten ich geleert habe. Gestern waren es 16, davor an einem Tag nur 6, heute sind es schon 8, und ich habe durchaus vor, noch über 10 zu kommen.

Überraschungen gab es bei dem Umzug natürlich auch. Die erste waren die Umzugswagen. Dass wir mehr als einen brauchen würden, war klar. Aber zwei, und einen großen Hänger??? %grossguck Ich war tief beeindruckt. Natürlich hätte die Schätzung von 85 Kubikmetern mich vorwarnen können (wieviel war das noch beim letzten Umzug gewesen? *leichtes Kopfkratzen* weiß ich wirklich nicht mehr. Ist immerhin 12 Jahre her.). Auch die Menge von 220 geschätzten Kisten. Aber so wirklich eine Vorstellung davon, was man alles hat, bekommt man erst, wenn man die Laster vor der Tür stehen sieht.

Die nächste Überraschung bestand darin, dass wir offensichtlich in unserer neuen Wohnung eine niedrigere Deckenhöhe als bisher haben. Die Aufsätze auf die Kleiderschränke der Kinder passen nicht mehr. Unsere Regale sind zu hoch. Da es sich um ein anpassungsfähiges Regalsystem handelt (*hust* RS-Möbel, oder hier in München, Moebulum *hust*), sind eigentlich nur die Seitenteile zu hoch. Zum Glück hat die Firma eine Werkstatt, die das Kürzen für relativ kleines Geld übernimmt. Neue Seitenteile wären wesentlich teurer gekommen. Und wir haben weiter das Glück, dass diese Firma auch noch in der Nähe von Ralfs Arbeitsplatz liegt. Gegen Ende der Woche können wir (hoffentlich) weitere Regale aufstellen.

Überraschend auch, dass ein Arbeitszimmer von 9 Quadratmetern soooo klein ist. Ich wollte doch eigentlich meinen Ergo noch unterbringen. Kann ich wahrscheinlich knicken. Oder ich müsste 1,60 m Regal aufgeben. Das ist bei Büchersammlern aber nicht wirklich realistisch. Also muss der Ergo erstmal auf dem Balkon hinter dem Windschutz wohnen.

Derzeit ist mein einziger Sport, dass ich ab und an mal die 13 Stockwerke zu Fuß hochgehe (natürlich nur, wenn ich keine oder kaum Lasten zu schleppen habe). Dafür, dass ich im Moment absolut untrainiert bin (über ein halbes Jahr kein regelmäßiger Sport) bin ich richtig stolz darauf, dass ich diese Stockwerke immerhin in einem Zug problemlos gehe. Auch das eine Überraschung. Ja, ich bin außer Atem, wenn ich oben ankomme. Aber ich glaube, da habe ich auch ein Recht drauf.

Gestern habe ich dann eine Überraschung der positiven Art erlebt. Es war zwar Sturm mit Gewittern (man konnte den ganzen Tag kaum ein Fenster aufmachen, und im Olympiapark hat es drei Mädels erwischt – Blitzschlag aus heiterem Himmel ohne Regen vorher – leben noch, aber schwer verletzt), aber dafür war Fernsicht. Es gab immer wieder sonnige Löcher, und als die über den Alpen waren (früh morgens) war die Aussicht einfach atemberaubend. Ich hätte den ganzen Tag am Fenster stehen und einfach nur gucken können.

Eine weitere positive Überraschung war, dass statt der angekündigten 4 Tage nur 3 Tage für den Umzug nötig waren. Die Jungs haben richtig gut rangeklotzt. Dienstag und Mittwoch letzter Woche wurde alles in Kisten gepackt, die Möbel auseinandergenommen (soweit nötig) und dann alles verladen. Gefahren wurde über Nacht. Am Donnerstag morgen gegen halb neun kreuzten dann die Wagen hier vor dem Hochhaus auf (wir übernachteten im Hotel), der eine Fahrer schlief noch. Es kamen noch ein paar Münchner dazu, und dann alles an einem Tag hochgeschafft, und die wichtigsten Möbel wieder aufgebaut. Dass es nicht so lange gedauert hat, lag natürlich daran, dass nicht wieder ausgepackt wurde (das haben wir gemacht), und dass auf unseren Wunsch weder die Küche (Küchenbauer kommt nächste Woche) noch die Regale (werden ganz anders angeordnet) aufgebaut wurden. Alle Kisten passten dann in unsere Wohnung, nachdem wir dann schon unseren großen Kleiderschrank z. T. wieder eingeräumt hatten und die Betten wieder benutzbar gemacht wurden. Alle restlichen Kisten wurden in unser Wohnzimmer und teilweise in andere Zimmer gestapelt.

Insgesamt war auch das noch einmal eine eindrückliche Demonstration dafür, wieviel Sachen man einfach hat. Natürlich wurde noch das eine oder andere eingepackt, das eigentlich in Köln bleiben sollte, das jetzt hier entsorgt wird. Aber die schiere Masse der Kartons hat mich am Anfang einfach erschlagen. Jetzt, wo sich die Lage schon etwas entspannt hat (jetzt gibt es schon benutzbare Zimmer – das Wohnzimmer ist allerdings immer noch fast unbenutzbar) erscheint es mir schon etwas realistischer, dass ich die je ausgepackt bekomme.

Ich lebe noch

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Jun 062007
 

wenn auch kaum im Internet. Durch den Umzug bleibt einfach kein Raum für diese Nebensache. Der Kopf ist zu voll mit anderem, und ich merke, dass der Stress auch meine Kreativität beeinflusst. Es reicht gerade mal dazu, ab und zu mal ein Stündchen zu spinnen, oder ein paar Reihen an einem einfachen Socken zu stricken – jedenfalls nur hirnloses Zeug. Die Spannung steigt, die Gefühle spielen Achterbahn und in weniger als 14 Tagen steht der Umzugswagen vor der Tür. Bei all unserem Krempel dauert das Ganze 4 Tage! 2 Tage ausräumen, Nachts fahren, 2 Tage einräumen.

Die Küche wird erst eine Woche später aufgebaut, bis dahin haben wir dann Camping-Feeling. Ansonsten freue ich mich sehr auf die neue Wohnung. Jetzt stehen noch viele Verabschiedungen ins Haus, vom Kölner Nadelspiel habe ich mich ja schon verabschiedet. Heute ist der Frauenkreis dran, am 17. die Gemeinde und am 19. die GBS. Außerdem gibt es in dieser Zeit noch eine goldene Hochzeit zu feiern. Jedenfalls läuft uns langsam die Zeit davon.